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Interprofessionelle
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Sans-Papiers-Hausangestellte sind die Verkörperung der neo-liberalen Idealarbeitnehmerin: fleissig, flexibel und ohne Rechte. Der Bericht von „Marcela“ stammt aus der Broschüre „Yes, we care“ in welcher das Gleichstellungsbüro Basel-Stadt vierzehn Geschichten aus Basler Famlien publiziert hat und von Fachpersonen kommentieren liess.
http://www.gleichstellung.bs.ch/care-arbeit.htm.
Die IGA war in der Begleitgruppe des Projekts und gibt die Hoffnung nicht auf, dass die bewegenden Portraits auch politisch etwas bewegen.
Unentbehrlich, aber trotzdem unerwünscht
Ausschnitt aus der Geschichte von Marcela in „Yes we care“)
Marcelas Arbeit in Privathaushalten ist gefragt.
„Meine gute Arbeitsleistung gibt mir die Garantie für jede Arbeit. Niemand will, dass ich aufhöre. Wenn ich jemandem sage, ich kann an diesem Tag nicht arbeiten, dann sagen sie ‚nein nein nein, bitte, wir tauschen den Tag, wann kannst du’? Das führt jetzt zum Beispiel zu einer schwierigen Situation. lch möchte die Arbeit bei einer Arbeitgeberin nicht mehr machen und versuchen, an diesem Tag mehr Pflegearbeit zu finden, aber die Frau sagt, ‚ja, ja einverstanden, du musst weiterkommen, aber wir tauschen den Tag, bitte‘.“
Sie erzählt dies lachend und auch ein bisschen stolz. Gerade weil Marcela sieht, dass sie gebraucht wird, kann sie nicht verstehen, dass es in der Schweiz so schwierig ist, eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen:
„Ich habe Hass gefühlt, weil ich alles gemacht habe, was ich konnte, um meine Familie zu unterstützen. Ich ging freiwillig zur Polizei. Ich habe gesagt, ich habe einen Beruf, um Menschen zu pflegen und es ist mir egal, was ich arbeiten muss, aber bitte geben sie mir eine Bewilligung. Ich war am Weinen. Sie haben gesagt, nein Lateinamerika hat keinen Vertrag mit der Schweiz. Hier sind sie sehr unsensibel. Es ist schwierig, weil du wie eine Person, die ein Delikt begangen hat, herumrennen musst. Wir wollen all die alltäglichen Dinge zahlen, wie etwa die Steuern, wir haben die Sprache gelernt und wir wollen uns integrieren. Die Schweiz hat all dies negiert. Ich möchte nicht nur arbeiten, ich möchte auch die Freiheit haben, eine Wohnung zu mieten, in ein Spital zu gehen. Es gibt Personen, die nicht mal eine Krankenkasse haben. Dabei sind doch dank der vielen Ausländerinnen und Sans-Papiers die Wohnungen sauber, werden die Kinder gehütet und viele alte Menschen aufgefangen.“
Seit einigen Wochen ist Marcela verheiratet, wodurch sich ihr Aufenthaltsstatus und damit auch ihr Leben verändert haben.
„Es hat sich viel geändert, seit ich die Bewilligung habe. Vorher war die Angst, immer diese Nervosität wegen Polizeikontrollen. Ja, jetzt habe ich die Bewilligung. Ich bin viel ruhiger, ich weiss, jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Es gibt mir auch die Möglichkeit, einen neuen Job zu finden. Es hat sich viel geändert, nicht nur im ökonomischen Sinn sondern auch beim Arbeiten, auch im Leben selbst. Ich habe jetzt einen Vertrag für meine Wohnung, das ist eine Veränderung. Die Situation hat sich auch für meine Tochter geändert. Sie kann jetzt eine Lehre machen. Auch sie hat eine Zukunft in der Schweiz. Ja, es hat sich viel verändert, sehr viel, jetzt kommt mein Neffe zu Besuch. Mein Ehemann hat einen Einladungsbrief geschrieben, damit wir ihn herbringen können. Für mich ist das eine Veränderung, für uns, für unsere Familie.“
Vorerst arbeitet sie weiterhin in Privathaushalten. Doch Marcela hat Pläne, wie sie die Arbeit, die sie gerne macht, bald auch offiziell ausüben kann.
„Wie wünsche ich mir den Tag herbei, an dem ich zum Roten Kreuz gehen kann, um einen Pflegekurs zu machen! Denn ich weiss, dass sich damit mein Leben ändern wird und meine Arbeit.“